Die Klimadebatte durchlief seit ihrem Beginn Ende der 1980er-Jahre Phasen der Hysterie und Phasen der Ignoranz. Das größte Medieninteresse rief die UN-Tagung von Kopenhagen im Dezember 2009 hervor.
Seit dem Aufkommen der “Fridays for Future”-Bewegung 2018 hielt sich das Interesse am Thema über lange Zeit auf ausnehmend hohem Niveau.
Seit 2018 bestimmte zudem unerreichte Apokalyptik die Klimadebatte, kulminierend in Extrembewegungen wie “Letzte Generation” und “Extinction Rebellion” und in Allianzen zwischen Massenmedien und Klimabewegung.
Nun mehren sich Indizien, dass der Ton sich ändert.
Der ausführliche Artikel "Beyond Catastrophe - A New Climate Reality Is Coming Into View" aus dem “New York Times Magazine” markierte Ende 2022 einen Wendepunkt in der Klimaberichterstattung. Der Autor David Wallace-Wells hatte 2019 mit “The Uninhabitable Earth” im gleichen Medium den Katastrophismus der vergangenen Jahre mitentfacht.
Nüchterne Berichte bergen allerdings den Nachteil, dass sie weniger Aufmerksamkeit erzeugen. Der Wissenschaftsjournalist Andrew Revkin wies darauf hin, dass der realistischere Blick auf den Klimawandel im neueren Text von Wallace-Wells wohl kaum zum Bestseller geraten würde wie der alarmistische von 2019:
Das “Hapers Magazin” erkannte in "Beyond Catastrophe” ebenfalls einen Wendepunkt:
“The sea change culminated last October, in the form of the New York Times Magazine’s annual climate issue, which featured comic-book-style depictions of “The New World” that climate change would create, illustrated by Anuj Shrestha and annotated by David Wallace-Wells. “Not very long ago,” Wallace-Wells wrote, some scientists believed that emissions “could cause four or five degrees Celsius of warming, giving rise to existential fears about apocalyptic futures.” Now a two-to-three-degree range was more likely…“
Das “unglaubliche Verschwinden von Doomsday” diagnostizierte “Hapers” angesichts weiterer überraschend unkatastrophistischer Texte in großen Medien:
“In the following months, a new mode of environmental reporting bloomed: the age of climate optimism was upon us.”
Selbst die “Tagesschau” der ARD, normalerweise im Modus konsequenter Klima-Apokalyptik, erwähnte jüngst in einem ansonsten wie üblich algorithmenhaft wirkenden Klimatext (“Wir verlieren gerade den Wettlauf”), dass die Zahl der Toten bei Wetterkatastrophen zurückgeht, wenn auch nur ganz am Ende des Textes in nur einem Satz (das sensationelle Ausmaß des Rückgangs von Wettertoten wird nicht erwähnt).
Die Abkühlung des Debattentons zeigt sich auch im Eingeständnis von Zielkonflikten bei bisherigen Antreibern des Klimaschutz-Tempos. Selbst das Umweltbundesamt warnt plötzlich:
“Klimaschutz könnte Bürger überfordern”.
Klimaforscher wagen es zunehmend wie Patrick Brown über institutionelle Verzerrungen zum Vorteil katastrophistischer Studien zu berichten:
Einen Beitrag zur Debattenkonsolidierung leistet auch das “Science Media Center” (SMC) mit seinen “Ad-Hoc-Briefings”, die an Journalisten geschickt werden: Dafür fragt das SMC zahlreiche Experten nach Einschätzungen zu einer aktuellen Studie, wobei aufgrund der Menge häufiger als früher Wissenschaftler zu Wort kommen, die sich normalerweise aus der toxischen Mediendebatte zum Klima heraushalten.
Die Diversifikation von Experten durch das SMC führt dazu, dass sich der “Error of Omission” bei Wissenschaft und Medien verkleinert, der das Problem der Auslassung wichtiger Fakten beschreibt - neben medienaffiner Katastrophisierung gelangt deshalb mehr nüchterne Wissenschaft an die Öffentlichkeit.
Weiteres Zeichen der Debatten-Abkühlung liefern medienprominente Forscher. Das zunehmende Hinterfragen des Klima-Katastrophismus erfordert taktische Neupositionierung:
Auch Medien scheinen ihre Strategie zu ändern. Der “Spiegel” degradierte kürzlich seinen Ressortleiter Wissenschaft, der 2018 vom Greenpeace-Magazin geholt worden war, um die Klimaberichterstattung auf “Klimakrise” zu trimmen:
Neuere Veröffentlichungen könnten eine wissenschaftsorientiertere Ausrichtung des Magazins andeuten. Bei Berichten über Wetterextreme fehlt nun mitunter der bislang obligatorische und nicht selten irrige Hinweis auf “Klimakrise”:
Selbst eine Versachlichung der Debatte dürfte jedoch krude Beiträge wie diese Woche im ZDF nicht verhindern. Dass Terroristen an Weihnachten in Nigeria weit mehr als Hundert Christen abschlachteten, hätte mit der "Klimakrise" zu tun (islamistischer Christenhass wurde nicht erwähnt):
Diese Art von Berichten sind leider Programm. In der "Charta" des "Netzwerk Klimajournalismus", die bislang 307 Journalisten unterzeichnet haben, heißt es:
"Die Klimakrise berührt bereits heute alle Bereiche unseres Lebens und damit alle Bereiche des Journalismus. Die Klimakrise ist eine Dimension jedes Themas."
Der Nachschub wird nicht ausgehen, dafür sorgen bewährte Primärquellen:
Hoffen wir zumindest, dass dieses “letzte Gefecht” nicht gegen das Klima geführt werden soll. Ein schönes neues Jahr wünscht: Axel Bojanowski