„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ (Immanuel Kant)
Internationale Umfragen offenbaren, dass Kinder und Jugendliche unter „Klima-Angst“ leiden, sie beklagen Angst, Traurigkeit und Hilflosigkeit wegen des Klimas. Der Beruf des Klimapsychologen hat sich etabliert.
Medien haben kein Erbarmen.
Der WDR hat eine App entwickelt, die in Schulen eingesetzt wird, um „den Klimawandel hautnah im Unterricht zu erleben“. „Dank Augmented Reality“ würden Schüler im Klassenzimmer einen brennenden Wald und Flutkatastrophen erleben „fast als wären sie mittendrin“, teilt der öffentlich-rechtliche Fernsehsender mit.
Auch in Hörspielen, auf YouTube, im Theater und im Fernsehen wird Kindern klimabedingter Weltuntergang eingebläut. Flankiert wird die Apokalyptik von Schulliteratur. Statt sachlich aufzuklären, verzerren Schulbücher den Wissensstand.
Für WELT hatte ich stichprobenartig einige Schulbücher geprüft. Hier ein Beispiel: das Geografie-Lehrbuch „Seydlitz Geographie 2“ des Westermann-Verlags.
Auf Seite 79 zeigt eine Temperatur-Grafik die globale Durchschnittstemperatur von vor 10.000 Jahren bis in die Gegenwart, wobei die Temperatur der Gegenwart um 0,4 Grad herausragt:
Eine Darstellung, die sich nicht mit den Erkenntnissen der Paläoklimatologie deckt, denen zufolge die Ausprägung der Erwärmung vor 6000 Jahren an die Gegenwart heranreichen könnte.
Auf Seite 80 steht, der UN-Klimarat IPCC würde mehr Schadensereignisse durch Wetterextreme dokumentieren, was vermutlich auf den Klimawandel zurückgeführt werden könne.
Doch die Zunahme von Wetterschäden lässt sich damit begründen, dass wegen höheren Wohlstands und gewachsener Bevölkerung weitaus mehr Sachwerte herumstehen als früher. Bezogen auf die parallel mit Sachwerten gestiegene Wirtschaftskraft sinken die Verluste durch Wetterschäden:
Auf Seite 85 behauptet das Westermann-Lehrbuch, dass in Deutschland 2018 so viele Flächen von Waldbränden betroffen gewesen wären wie noch nie.
Doch auch das ist falsch. Die offizielle Statistik des Umweltbundesamtes reicht nur bis 1991 zurück, und selbst seither war 2018 kein Rekordhalter bei der verbrannten Fläche in Deutschland. Einen steigenden Trend zeigen die Daten ebenfalls nicht.
Auf Seite 87 heißt es, das 2-Grad-Ziel der Vereinten Nationen wäre beschlossen worden, weil ab 2 Grad die Folgen des Klimawandels nicht mehr kontrolliert werden könnten – aber das ist nicht korrekt.
Das 2-Grad-Ziel wurde beschlossen, weil die Risiken mit zunehmender Erwärmung kontinuierlich zunehmen und mit zwei Grad Erwärmung ein Klima erreicht würde, das außerhalb der Skala läge, welche die Menschheit bislang erfahren hatte, und zwei Grad eine politisch nützliche Marke sind.
Politisch passend malen Schulbücher die in der Wissenschaft arg umstrittene deutsche Energiewende auf Wind und Sonne in schönsten Farben.
Im Westermann-Buch wird auf Seite 91 einem fiktiven Windkraft-Betreiber der Satz in den Mund gelegt: „Mein Windpark in der Nordsee hat 30 Windräder, die so gut wie ununterbrochen Strom für die Menschen in Deutschland produzieren.“
Aber auch das kann nicht sein. Windkraftanlagen im Meer liefern höchstens die Hälfte der Betriebszeit Strom.
Der zuständige Westermann-Verlag teilte mir mit, die Kritik „sehr ernst zu nehmen“ und ihr nachgehen zu wollen.
„Es ist uns ein wichtiges Anliegen, das Thema Klima so aktuell und korrekt wie für die jeweilige Altersgruppe möglich aufzubereiten“, antwortet der Verlag. Möglicherweise erklärten sich manche der Darstellungen mit „didaktischen Reduktionen“ oder veraltetem Sachstand.
Meine Stichproben in Schulbüchern anderer Verlage ergaben indes ähnliche Verzerrungen. Axel Bojanowski
In meinem Buch über den Klimastreit erzähle ich anhand konkreter Ereignisse, wie Ergebnisse der Klimaforschung korrumpiert werden, wodurch die Lösung des Klimaproblems erschwert wird; hier ließe sich das Buch bestellen.