Deutschlands Dürre-Debatte
Historische Witterung, aber keine Zunahme von Trockenzeiten in Mitteleuropa
2018 und 2019 tingelten “Kommunikationsberater” durch Redaktionen, um in Sachen Klimaberichterstattung zu informieren. Die wissenschaftlichen Begriffe “Klimawandel” und “globale Erwärmung” wären “Framing” von “Bremsern des Klimaschutzes”, erläuterten die Berater in Redaktionskonferenzen.
Um Mediennutzern die Dringlichkeit des Klimaproblems klarzumachen, müssten stattdessen neue Begriffe in die Berichterstattung einfließen: “Klimakrise” oder “Erderhitzung”, zum Beispiel. Die Berater stießen auf Verständnis.
Seither gilt es mehr noch als zuvor als geboten, in Artikeln übers Klima Dringlichkeit zu signalisieren. Die aktuelle Berichterstattung zur Dürre zeigt, dass der wissenschaftlichen Genauigkeit nicht gedient ist.
1. Aktuelle Dürre
Die herrschende Trockenphase ist gravierend. Der “Dürremonitor” des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ zeigt fast landesweit “außerordentliche Dürre”.
Die Dürre dauert fast ununterbrochen seit 2018 , nur die erste Jahreshälfte 2021 brachte Entspannung. Das UFZ hat die Dürre von 2018 bis 2020 als historisch bezeichnet: Seit 250 Jahren sei es die schwerste Dürre gewesen.
Folglich steht die Dürre von 2018 bis 2021 in der Rangliste der Dürren der vergangene 140 Jahre auf Platz 1:
Dürre wird definiert als Niederschlagsmangel über mindestens eine Jahreszeit. In Mitteleuropa treten Dürren am ehesten im Sommer auf.
Der langfristige Trend bei Niederschlägen pro Jahr in Deutschland zeigt immerhin nach oben (im Sommer aber gibt es keine Zunahme):
2. Dürre-Historie
Der weitere Blick zurück offenbart andere gravierende Trockenphasen, wie der Dürre-Index für Mitteleuropa der letzten 1000 Jahre dokumentiert:
Auch für die vergangenen 520 Jahre zeigt der Dürre-Index für Deutschland keinen Trend:
Diese Studie dokumentiert die Entwicklung von Dürren in Westeuropa von 1851 bis 2018, auch sie findet keinen Trend:
Eine Arbeit, die vor allem Daten aus Tschechien analysiert hatte, ergab indes eine Verschärfung von Dürren in der Region in den vergangenen 2000 Jahren.
3. Diagnose und Prognose
Der UN-Klimarat IPCC gliedert Trends und Prognosen in unterschiedliche Dürrearten. Für keine kann der Klimarat für Mitteleuropa den Schluss ziehen, sie hätte sich verschärft oder würde sich verschärfen (bei landwirtschaftlicher und ökologischer Dürre gibt es immerhin Indizien für eine Zunahme):
(Anmerkung zur Tabelle: “Medium Confidence” bedeutet nicht so etwas wie “halb sicher”, sondern: “könnte sein, könnte nicht sein”. Die “Confidence”-Skala des IPCC wird kritisiert, weil selbst “Low Confidence” suggeriert, dass nur Belege fehlen, aber die These stimmt. Dabei bedeutet “Low Confidence”, dass die Indizienlage für eine These schlecht ist, oder/und dass sie unter Experten besonders umstritten ist.)
Der IPCC konstatiert für Mitteleuropa keine Zunahme von aufeinanderfolgenden Dürretagen:
Der IPCC bilanziert: “In areas of Western and Central Europe and Northern Europe, there is no evidence of changes in the severity of hydrological droughts since 1950”
Zur Dürre von 2015 heißt es explizit, ein Einfluss des Klimawandels sei nicht festzustellen: “In Western and Central Europe, a multimethod and multi-model attribution study on the 2015 Central European drought did not find conclusive evidence for whether human-induced climate change was a driver of the rainfall deficit, as the results depended on model and method used.”
Andernorts sieht der IPCC aber steigendes Risiko für Dürren:
Dennoch kann auch Deutschland jederzeit von weitaus schlimmerer Dürre als derzeit heimgesucht werden, die katastrophalste Dürre des Mittelalters sollte eine Warnung sein: 1540 blieb Mitteleuropa fast ein Jahr ohne Regen: Hunger, Durst und Feuer machten die Trockenzeit zu einer der schlimmsten Naturkatastrophen.
Die Witterung kann sich jederzeit wiederholen, sobald sich wie damals monatelang fast ununterbrochen Hochdruckwetter einstellt. Deutschland sollte solche Risiken realistischer bewerten.
Nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr machten Politiker irrigerweise die globale Erwärmung verantwortlich, um von mangelnder Vorsorge und versagendem Katastrophenschutz abzulenken. Dabei hatte es ähnliche Fluten bereits im Mittelalter gegeben, die Region hätte drauf eingestellt sein müssen.
Es muss nicht immer der Klimawandel beschworen werden, bereits normale Wetterextreme bergen tödliche Risiken, auf die gerade Deutschland traditionell schlecht vorbereitet ist. Axel Bojanowski