Der lange Schatten von 1992
UN-Klimarat IPCC leidet unter der Bürde der UN-Klimarahmenkonvention
Der ehemalige IPCC-Vorsitzende Bert Bolin zweifelte am Anspruch der Klimaforschung, gesellschaftliche Ratschläge geben zu können. Die Interaktionen der menschlichen Gesellschaft seien „noch komplexer“ als das Klima, die Möglichkeiten der Klimaforschung wären bei dem Thema „eher limitiert“, schrieb Bolin 2007 in seiner Biografie.
Er resümierte: „Diese fundamentalen Charakteristika chaotischer Systeme sind für Nicht-Fachleute schwer zu begreifen.“ Und ratlos fragte er mit Blick auf den Arbeitsauftrag der Vereinten Nationen an den IPCC: „Wie also sollte mit Artikel 2 der Klimarahmenkonvention verfahren werden?“ Das ist nun mehr denn je die Frage.
Artikel 2 legt das „Ziel der Klimarahmenkonvention“ der UN von 1992 fest, auf das der IPCC angesetzt worden war: „Die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird.“ Die UN setzten mit der Konvention eine bedrohliche Klimaänderung voraus, der IPCC sollte Lösungen liefern.
Der Rat liefert nicht nur Beratungswissen, sondern er dient als strategische Ressource für politische Entscheidungsträger. Sein Fokus auf den Klimawandel zur Lösung von Weltproblemen vergrößerte mit jedem IPCC-Bericht den Einfluss der Klimastrategen - und wird zunehmend zum Problem, wie der diese Woche veröffentlichte dritten Teil des UN-Klimareports unterstreicht.
Der IPCC betreibt Klimareduktionismus, immer deutlicher scheint die Bürde der Klimarahmenkonvention. Schon im zweiten Teil seines aktuellen Berichts, im Februar veröffentlicht, fokussierte der Rat auf CO₂-Einsparung, vernachlässigte den Kernauftrag von Teil 2, Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel zu erörtern. Wissenschaftler entdeckten zudem gravierende Fehler in dem Werk.
Die Regelung des CO₂-Ausstoßes ist auch im gerade veröffentlichten dritten Teil des UN-Klimareports der alles entscheidende Menschheitsfaktor. Zielkonflikte der Energietransformation zur Bremsung der globalen Erwärmung blendet der Report weitgehend aus.
Doch für den Umbau der Industriegesellschaft zur Eindämmung des Klimawandels ist der Fokus auf den CO2-Ausstoß viel zu eng. Die Klimarahmenkonvention taugt vielleicht zum Umgang mit der Erwärmung, darüber hinaus ist sie nicht anwendbar.
Ich habe Probleme des dritten Teils des IPCC-Reports hier weiter ausgeführt (Welt-Plus).